Masochistin deluxe.

Samstagabend und man ist um 22 Uhr bereits im Bett. Wie uncool man geworden ist … und/oder alt. In den einschlägigen Magazinen und Medien wird schließlich propagiert, dass man als hippe und coole Frau zumindest 2 Stunden verzweifelt vor dem Kleiderschrank herumhopsen muss, um das richtige Ensemble aus den Fetzen schwedischer oder spanischer Bekleidungsriesen zusammenzustellen, den Plan dann nach 2 Stunden und 3 Minuten wieder über den Haufen zu werfen, weil das Ganze dann nicht zu den Schuhen passt und im Anschluss eine weitere Stunde mit dem Glätteisen zu verbringen, weil leichte Wellen bei einem Long Bob jetzt angesagt sind und Jennifer Lawrence die Haare jetzt auch so trägt. Im Idealfall wird dieses Prozedere gemeinsam mit der BFF und zumindest 10 wie auch immer gearteten alkoholischen Getränken zelebriert (mit dem dankbaren Nebeneffekt, dass es einem nach dem Konsum ziemlich egal geworden ist, wie der Lidstrich sitzt). Irgendwann torkelt man dann in eine Bar oder einen Club, muss herumtanzen und the life enjoyen und fun mit den girlz haben. Party olé – jedes Wochenende for no reason. Das gehört sich so. Aha.
Japp, so steht das in den Magazinen, die ich als sichtlich unhippe und alte Frau an einem Samstagabend dann mit einem krassen Heißgetränk such as Kräutertee oder Kakao nach 2 Stunden am Rad und einer Stunde voller lustiger Intervallläufe lese.
Eine der amüsantesten Rubriken – wie die diversen Stars für ihren Traumkörper trainieren. Insbesondere die Wortwahl lässt eine dem Triathlon verfallene Person aufhorchen, denn die gebräuchlichsten Phraseologismen sind sehr unterhaltsam.
„It-Girl XY quält sich 3-mal pro Woche für eine Stunde im Fitnessstudio“, „Model whatever schuftet jeden Tag eine Stunde im Gym für den Traumkörper“, „Nach 30 Minuten Power-Pilates zwingt sich der C-Promi noch zu joggen.“, „Ich arbeite wirklich hart für meinen Body!“
Da haben die Stars und Sternchen scheinbar viel Spaß am Sport! Quälen, schuften, zwingen, arbeiten. Wenn 3 (in Worten „drei“) Jogging-Einheiten pro Woche schon zur Qual ausarten, wie vollkommen geisteskrank und masochistisch müssen denn dann wir Triathleten sein?
10 Stunden Training pro Woche – Tendenz steigend. Diese Zahl gibt es bei vielen It-Girls ja nur bei der Angabe der in Besitz befindlichen Hermes-Bags!
Das extrem brutal harte Jogging von 30 Minuten mache ich zum Auf- oder Abwärmen nach den Steigerungsläufen. Gerne aber auch vor dem Schwimmen, das Umfänge von 1,5 bis 2 km hat, und die dem Triathlon verfallene Community weiß, dass das nicht mal viel ist. Laut dem Trainingsplan sollten es 2,7 km sein (aber bitte, wie soll ich das schaffen? Eher nur mit Jetski oder so …).
Noch lustiger ist dann aber die Rubrik, die ein paar Wochen nach der „Stars im Sportwahn“- Story (japp, es wird hier auch gerne von Wahn gesprochen … wir Triathleten kommen der Geisteskrankheit immer näher!!!) kommt: „Stars mit Muskeln – wie sich ihre Körper durch den Sport verändert haben – ist das noch schön?“
Da werden Bilder von leicht definierten Muskeln an Armen und Beinen gezeigt, meist kommt in jeder zweiten Zeile dann auch das Wort „Sixpackalarm“ vor. Da geht der pummeligen Redakteurin beim Schreiben sicher das Herz auf! (ok, ok … ist ja gut … #Bitchmode off).
Na super, jetzt bin ich laut den Qualitätsmedien folglich:
a) generell nicht cool
b) geisteskrank masochistisch
c) und zusätzlich auch noch am Weg zur optischen Grauslichkeit
Wir beten in diesem Rahmen auch gleich mal andächtig für die richtig guten, ambitionierten Triathleten und vor allem für die Profis! Stop it — save yourselves — bevor ihr eingewiesen werdet!
Das könnte man zumindest so sehen.
Muss man/frau aber nicht.
Ich persönlich bezeichne mich lieber als „partiell Gossip-Magazin-inkompatibel, aber sehr glücklich“.
Und das darf ich auch sein, wenn ich dann von den Laufschuhen mal in die High Heels wechsle, bei einem schönen Essen dann auch noch das Dessert esse (oder zwei) und mir ob der 2 Stunden Training zuvor denke:
I don’t care – in your face, bitches!

Shoes_2_WM