Man wechselt sein Coverbild nit einfach so ….

Auch wenn die Menschheit gerne glaubt, schon alles zu wissen und zu verstehen, so gibt es auf dieser Welt doch noch so einige Mysterien, wie beispielsweise:

… die Sinnhaftigkeit von TV-Formaten wie „Die Bachelorette“

… warum es im realen Leben nie so läuft wie in der Kinderriegel-Werbung (wie entzückend sind bitte die Milchglas-Frau und der Schokoriegel-Mann?)

… warum mein Hund nach dem Bürsten eigentlich nicht nackt ist, obwohl er 10 Kg Fell verloren hat

… die Qualifikationen einer Kim Kardashian

… warum die Autorin trotz aller Bemühungen immer noch inferior schwimmt

Sogleich stellt sich ob des letzten Mysteriums die Frage: warum hat sie dann auf Facebook eigentlich so ein schwimmaffines Cover-Foto?

Seit Anbeginn der Facebook-Präsenz von Unicorn-Racing (und eigentlich wollte ich das anfänglich ja gar nicht, ich wurde mit viel Gewalt und der Anmerkung meiner Freunde „Hey, wenn du es auf Facebook posten würdest, wenn du was Neues im Blog geschrieben hast, wäre das super praktisch!“ dazu gezwungen!) gibt es dieses „wunderliche Tante starrt im Neo ins Wasser“-Coverbild. Man könnte meinen, weil sie das Wasser, das Schwimmen und den Neoprenanzug so liebt. Der Unicorn-Racing-Heavy User weiß jedoch: dem ist nicht so. Aber ich hatte anfangs einfach kaum Bilder und wenn es Bilder gab, dann waren diese meist fernab jeder Ästhetik. Also dann eben dieses Bild, hinter dem mehr Historie und Verwirrtheit stecken, als man möglicherweise vermuten würde …

Irgendwann, kurz vor dem allerersten Triathlon, wurde bereits der Entschluss gefasst, dem Triathlon treu zu bleiben. Das Rad war schon da, Laufschuhe auch, also fehlte im Equipment-Pool faktisch nur noch ein Neoprenanzug. In der Theorie hatte ich ja schon damals die eine oder andere längere Distanz im Auge (das höchste der Gefühle war zu dieser Zeit übrigens ein Olympischer Triathlon, alles Weitere fand ich höchst geisteskrank und zu abschreckend … putzig eigentlich … vom jetzigen Standpunkt betrachtet). In der Triathlon-Szene kannte ich noch niemanden, auf die existierende Fachliteratur und die diversen Online-Portale war ich noch nicht aufmerksam geworden. Meine Triathlon-Karriere steckte einfach noch in den rosa Kinder(lauf)schuhen. Wie gestaltet sich dann also der Neo-Kauf? Richtig, man googelt und sieht mal nach, was es so alles in Rosa am Markt gibt. Passform, Flexibilität in der Schulter, Beschichtungen, Material-Dicke für mehr Auftrieb an den richtigen Stellen … all dies war mir damals noch völlig fremd und so entschieden nur zwei Faktoren: der Preis und die Farbe. Immerhin warf ich einen Blick auf die Größentabelle und nahm mit einem Maßband aus dem Werkzeugkoffer ungefähre Maße von Gehfäden, Plauze und Hüfte. Alles höchst professionell eben. Das online bestellte Ding wurde natürlich auch nicht testgeschwommen, auf solche Ideen wäre ich doch nie gekommen. Das höchste der Gefühle war eine Anprobe im Garten fernab jedes Wassers. Ich passte rein, der Anzug fühlte sich aber mehr als beengend an und ich dachte mir: „Er ist schön, rosa und ich werde es schon irgendwie überleben. Who cares?!“. Der Ehrgeiz befand sich zu dieser Zeit zweifellos noch im REM-Schlaf.

Das besagte Coverbild entstand tatsächlich vor dem ersten Kontakt: „Wasser-Neo, Neo-Wasser … pleased to meet you.“. Die Betonung liegt bitte auf dem Wort „VOR“. Extrem euphorisch startete ich das Projekt „Schwimmen am Längsee von Steg A zu Steg B“. Was ich nicht bedachte: Freiwasser. Was ich außerdem nicht bedachte: du kannst nicht weiter als 100 Meter am Stück schwimmen. Die Kombination aus Schwimmlegastheniker, Freiwasser und Neo-Selbstversuch war einfach herrlich. Nach 50 Metern bekam ich die erste Panikattacke, als mir bewusst wurde, dass es keinen rettenden Beckenrand gab. Nach 52,5 Metern schlich sich das Gefühl ein, dass der Neo jede Luftzufuhr abschnürt und mich wohl oder übel die Suffokation dahinraffen würde. Nach rund 55 Metern war ich überzeugt, dass meterlange Fische (allen voran der berüchtigte „Längsee-Waller“) über den gummiverpackten Körper herfallen und das filmische Meisterwerk „Sharknado“ blass aussehen lassen würden. Panisch schwamm ich zurück, das erste Freiwasserschwimmen im neuen Neo mit rosa Applikationen fiel mit 110 Metern wahrlich üppig aus. Was war das furchtbar! Gott sei Dank wurde das Bild VOR dem Schwimmen gemacht! Es reichte mir … für’s erste.

Wir wurden im Laufe der Zeit fast Freunde, der Orca S4 und ich. Immerhin hatten wir einige Rennen gemeinsam absolviert. Er war beim ersten Altersklassen-Landesmeistertitel auf der olympischen Distanz treu an meiner Seite und auch die Premiere auf der Mitteldistanz überstanden wir gemeinsam, obwohl wir hier nur knapp einem angstbedingten Einnässen entgingen. Im letzten Jahr, als der Ehrgeiz aus dem REM-Schlaf erwachte und ich einsah, dass ein Neoprenanzug mit optimaler Passform doch notwendig wäre, musste das Ursprungsteil weichen – das aber natürlich nur in beste Hände. Es geht ihm jetzt gut rund um den Faaker See.

Ich schwimme mittlerweile ja wie ein Fisch. Wie ein toter Fisch eben. Oder ein Fisch in Stäbchenform, der im vollgesaugten Pappkarton langsam nach unten sinkt. Zwar macht mir Schwimmen seit Neuem richtig Spaß (hier gilt der Dank meiner tollen Schwimmtrainerin, die mich noch immer nicht aufgegeben hat … hand this woman a cookie!), aber seien wir ehrlich: das Lebensgefährt hat auf dem Cover definitiv mehr Daseinsberechtigung! Das Rad und ich … post-race-happy in Schweden am Meer … fernab von Panikattacken … sinnlos auf einem Stein sitzend … läuft resp. fährt!