Eine Flinte bitte!

Es gilt diese ins Korn zu werfen.

Wenn ich mich recht erinnere, war mein letzter Beitrag noch überaus euphorisch. Die Autorin sprach sogar davon, wie viel Spaß das Training mache und dass man ja ob der Freude am Training schon gewonnen habe, egal wie es am Renntag des „Ironman Austria“ im Juli aussehen werde.

Hätte sie doch mal die Fresse gehalten.
Current mood: unhappy (oder um es zeitgemäßer auszudrücken: angepisst)

Der erste Belastungsblock der Tempophase liegt hinter mir und ich fühle mich müde, ausgelaugt und unfit wie damals nach meiner Rücken-OP-Reha. Die aktuellen Trainingsresultate sind auch eher mau. Dies motiviert also auch nicht wirklich, sich uneingeschränkt zu quälen. Natürlich braucht der Körper so seine Zeit, um die neuen Trainingsreize zu verarbeiten (bla bla bla … klingen wir mal kurz so, als würden wir uns eh auskennen), aber lustig geht anders. Alles ist anstrengend, alles tut weh und ich wandle zwischen „ich mag nicht“ und „ich kann einfach nicht“. Selbst wenn ich eigentlich trainieren will, schlafe ich einfach ein oder bin körperlich nicht dazu in der Lage. Dieser Umstand ist wohl auch der aktuellen Arbeitsphase geschuldet, in der ich mehr Zeit im Auto, in Hotels oder vor Bildschirmen verbringe.

Ein Teufelskreis.
Habe ich Zeit für Training, bin ich zu geschlaucht, um auch nur die Trainingsbekleidung anzulegen (hier hilft auch das hübsche rosa Outfit nicht mehr). Habe ich keine Zeit für eine Einheit, wäre ich hingegen motiviert und werde wieder sauer, weil ich eben keine Zeit habe. Die Frustration geht sogar so weit, dass ich beginne vom Auto aus Radfahrer zu hassen, die in der schönen Frühlingssonne ihre Kilometer sammeln, während ich zur TV-Produktion fahre. Neid – you’re such a bitch!

Als wäre das nicht alles genug, kommen auch noch die folgenden Sachverhalte erschwerend hinzu:

  • Der für den Ironman geplante, supertolle Schuh drückt nun neuerdings am Fußrücken (möglicherweise werden meine Füße ja altersbedingt dicker?!). Die positive Hälfte meiner aktuellen Gesinnung würde nun sagen: besser, man bemerkt es bereits jetzt und nicht erst kurz vor Tag X, aber wenn Frau mal in Rage und angepisst ist, will sie das nicht hören und sich tendenziell doch nur mal ärgern.
  • Die Schulter schmerzt beim Schwimmen … und das, obwohl die Umfänge eigentlich sogar für eine Mitteldistanz zu wenig wären. Wenn ich dann auch noch lese, wie andere Neulinge auf der Langdistanz pro Woche 26 Kilometer schwimmen, könnte ich kotzen und/oder wieder die Flinte suchen (irgendwo muss sie ja noch rumliegen). Ich schwamm in der vergangenen Woche übrigens 2 (in Worten zwei) Kilometer.
  • Nach einer Radausfahrt mit dem krassen Umfang von 40 Kilometern und einer durchschnittlichen Pace von unfassbaren 25 km/h fühle ich mich wie mehrmals verdaut und ich bin froh, wenn es vorbei ist. Welch Glück, dass man bei einem Ironman ja kaum weiter unterwegs ist. #IronyOff
  • Als ich kürzlich bei einem Gebäude mit längerer Glasfront vorbeiradelte, sah es so aus, als würde ich Cellulitis bekommen. Aufgrund der generellen Gefühlslage wurde dieser Eindruck natürlich sofort und unreflektiert in das „Bin grantig“-Portfolio aufgenommen. Ein verschmiertes Schaufenster hat ja immer recht.
  • Ich bekomme ständig Werbung von „ElitePartners“ zugeschickt.

Es läuft also. Not. Man muss auch mal so ehrlich sein und zugeben, dass in der Rennvorbereitung nicht immer alles shiny ist und man eben nicht stets auf einem kleinen Einhorn reitend von rosa Wolke zu rosa Wolke hüpft – mit der dauerhaften Verbesserung vor Augen. Derzeit frage ich mich viel mehr, ob ich mich denn überhaupt verbessert habe … und sträube mich vehement gegen die diversen Tests zur Standortbestimmung. Dann hätte ich mein Verwirken ja Schwarz auf Weiß. Ich will es doch gar nicht wissen! Und wenn es schon sein muss, will ich die wahrscheinlich verheerenden Ergebnisse bitte auf pastellrosa Recyclingpapier. Parfümiert. Sonst drück ich die Schmach derzeit doch nicht durch.

Genug der Jammerei.

Nach jedem Tief kommt auch wieder ein Hoch (es sei denn, ich finde nebst der Flinte auch noch eine Schaufel, um noch eine Runde tiefer zu graben … ich schaffe das, trust me!).

Spätestens nächste Woche geht es wieder bergauf – eine Woche frei und Zeit für das Lebensgefährt, die Gehfäden und mich. Yeeey!