Der pinke Boden der Realität

Wörthersee Triathlon 2575 – Sprint.
Einer der großen Vorteile in keinem Triathlonverein zu sein ist es, dass man in den Prae- und Postbewerbsphasen anziehen kann, was man will. So kam es am vergangenen Wochenende in meinem Fall zu einem pinken Ensemble. Das war so zunächst gar nicht beabsichtigt, immerhin hatte ich nie damit gerechnet, das Sweatshirt in Türkis abseits des Rennens per se abzulegen – die Wettervorhersage versprach ja eher Regen, Gewitter und Kälteeinbruch. Es wurde aber sonnig und heiß und ich rannte herum wie die totale Triathlon-Barbie. Und das sehr planlos.

Selbstverständlich hatte ich mir als Streberin die Strecke zuvor im Internet angesehen, in der Realität sah es dann natürlich wieder anders aus. Also wollte ich mir zumindest die Wechselzone, die Ein- und Ausfahrten und den Schwimmausstieg im Vorfeld live zu Gemüte führen. Irgendwie kam da aber keine Erleuchtung und somit verließ ich mich auf das Racebriefing.

Der Parkplatz begann sich zu füllen und gleichzeitig stieg mein Nervositätslevel. Es fühlte sich an, als ob ich der einzige Honk im Umkreis ohne eigenem Trainer, 8000€ Bike und klarem Fokus wäre. Und ich stand da, in Pink, ohne Plan, wo überhaupt genau gelaufen/gefahren wird und mit dem Gedanken „Wer bin ich und was mache ich eigentlich hier?“. Gute Voraussetzungen für den ersten Triathlon nach fast 2 Jahren Pause und die erste echte Sprintdistanz überhaupt.

Bike Check-In. Hier klappten alle Handgriffe. Ich konnte mich offensichtlich an diesen Teil erinnern und vergessen hatte ich auch nichts. Yes. Mir kam der Gedanke, auch meinen Namen irgendwo am Triathlonanzug zu präsentieren, nachdem ich dies bei einer Vielzahl von Athleten sah. Wohlgemerkt handelte es sich hier um Topleute. Somit wäre das von mir mehr als frech, da wären nur klingende Schriftzüge wie „LOL“, „Dude“, „haha“ oder „last finisher“ drin.

Der Start rückte näher und ich wurde immer nervöser. Dann hätte ich auch noch beinahe das Racebriefing verpasst, die Hälfte hatte ich nicht gehört (fortschreitende Taubheit aufgrund des zunehmenden Alters?) und ich war noch nervöser. Plötzlich Panik – was wo wie rechts raus mit dem Rad? Was wie wo aufpassen – auf wen? Auf was? Mein Gott, wie viele Runden muss ich überhaupt fahren (hatte ich auf einmal vergessen)? So stand ich da … mit dem Neopren in der Hand, den alle anderen schon angezogen hatten. Also musste ich da auch noch schnell rein, parallel gaben mir aber sehr liebe Mitstreiter (kannte ich von früher – hab mich super gefreut, wen zu treffen, den ich kenne!) noch ein paar Infos mit auf den Weg, die ich nicht gehört hatte und dann ging es schon rein ins Wasser. Ein bisschen Einplantschen. Und wieder super Leute getroffen (und wenigstens die eine oder andere Dame wirkte im Startbereich gleich nervös wie ich. Danke. Ich war also doch nicht allein!). Ich hatte mir vorgenommen, bei diesem Rennen an der Gruppe zu bleiben. Die Erinnerungen an meinen letzten Schwimm-Auftritt (Faaker See – Olympischer Triathlon, 2013) waren mehr als schlecht: Gruppe verpasst, völlig überfordert und ohne Rennplan oder Kräfteeinteilung. So sollte es diesmal nicht laufen – ich wollte an der Hauptgruppe dranbleiben. Yes.
Startschuss – nach ca. 30 Metern konnte ich den Plan schon in die Tonne treten. Alle glühten los – ich meiner Meinung ja auch, aber irgendwie war die Hauptgruppe schon wieder weg. Ich dachte mir nur „WTF, das kann doch nicht euer Ernst sein???“. So versuchte ich aber dennoch solide weiter zu schwimmen, die Linie war aber nicht so sensationell, hatte einen Umweg eingebaut. Dennoch: letzte war ich nicht, ein gutes Zeichen. In der Wechselzone begann dann eine lustige und unfassbar frustrierende Reihe an Fails:

  • Hab erst am Platz begonnen, den Neo auszuziehen, dabei mehrfach fast umgefallen (sah sicher lustig aus – gern geschehen, liebe Zuschauer. Let me entertain you!)
  • In der Kurve beim Rauslaufen fast mit dem Rad an der Hand hingefallen (passiert bei 800 km/h Laufgeschwindigkeit)
  • Dann beim Aufstieg nicht in das verdammte Click-Pedal gekommen (ja, meine Schuhe sind nicht an den Pedalen – als Non-Pro und Radbeherrschungs-Loser sollte ich Stunts wie „ich zieh die Schuhe während des Fahrens an und aus“ lieber lassen. Außerdem sind meine Schuhe für diese Geschichten nicht geeignet.). Ich wollte da schon hinschmeißen – an mir rasen die Leute vorbei und ich steh da, mit dem Schuh am Pedal und rutsche ständig ab – WTF? Endlich drin. Los geht’s.
  • Ich konnte mich an keine Gruppe hängen, die Windschattenfreigabe nicht nutzen. FAIL! Es hat unfassbar viel Kraft gekostet, sich da alleine durchzubeißen.
  • In den engen Wenden und Unterführungen fehlte mir wohl die Skrupellosigkeit – ich bremse da lieber 1x mehr als einen Unfall zu bauen (eine Einstellung, die wohl eher nicht vom Eishockey kommt … muss das zunehmende Alter sein … mein Gott, bereits der zweite Verweis auf dieses Thema heute!).

Endlich ging es ans Laufen, danke! Die erste Runde ging ganz ok dahin. Beim Laufen habe ich aber auch grenzenloses Vertrauen in meine Skills, weiß genau, was geht und was nicht. Da hatte ich sogar genug Zeit, um über die diversen Pfützchen von Erbrochenem entlang der Laufstrecke zu lachen (ok, die Protagonisten in dieser Story lachten wohl nicht). Da bemerkte ich auch sogar die Freunde und Familie, die einen anfeuerten (ein großes Dankeschön dafür!) am Streckenrand. Mit der zweiten Runde ging es sogar noch besser, da hätte der Lauf auch gerne noch länger dauern können. Der Flow war da!

Im Ziel war ich dann aber doch irgendwie nicht so happy. Ich hatte nicht erwartet, solche Anfängerfehler zu machen. Aber ok, nach fast zwei Jahren Pause erwartet einen dann eben der Boden der Realität, wenn die Routine fehlt und man das eine oder andere Mal schlichtweg die Nerven wegschmeißt. Nach dem Rennen gab es mich dann wieder in der pinken Triathlon-Barbie-Kluft, die Ergebnisse waren da: 8. Platz in meiner Age Group und insgesamt irgendwo gegen Ende des Mittelfelds. Eigentlich war es eh ganz ok für das erste Rennen seit Ages. Wird schon 🙂

Hinsichtlich der Fingernägel und des Outfits muss ich aber ganz weit vorne gewesen sein. Wenn wir schon auf den Boden der Realität geholt werden, dann wenigstens in Pink!

 

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Mehr Fotos zum Bewerb gibt es auf www.event-gucker.at