Ey Leute, wo is‘n die Strecke?

Company Triathlon zu Klagenfurt

 

Es gibt Rennen, die sind so unspektakulär, da kann man auch mal ca. 2486 Tage danach eine allgemeine Zusammenfassung schreiben. Ja, es gibt sie – die Bewerbe, in denen man weder den absoluten Fail (oder eine Verkettung von Fails) produziert, noch super toll abschneidet. Dieses Rennen kommen dann wohl auf das Regal mit der Inschrift „Erfahrung gesammelt“ (Ich glaube, die coolen Girlz der heutigen Zeit machen gleiches mit Jünglingen, die, warum auch immer, Justin Bieber nacheifern. Voraussetzung ist hier natürlich, dass sie sich an die Erfahrung noch erinnern, wenn sie Sonntagmittag aus dem Delirium erwachen. Ja, ich bin ob meines Unverständnisses hierfür definitiv eine unhippe und alte Frau.)

Also … Company Triathlon, Juni 2015 – da war ich ja auch schon länger nicht mehr gewesen, umso überraschter war ich über die veränderte Streckenführung. So kam es schon mal dazu, dass ich zunächst die Wechselzone nicht finden konnte … oder die Registrierung. Gerade beim Company Triathlon ist das aber nicht tragisch, immerhin kann man im Rahmen der Suche hier schön über die Ironman-Expo schlendern und sich Bikes ansehen (und sich dann denken, dass das eigene Rad echt dünn ist…). Egal, also finally zum Bike-Check-In, bei dem sich wie immer beim Company Triathlon eine lange Schlange bildete, weil sich eine Vielzahl der potentiellen Teilnehmer offensichtlich top vorbereitet hatte und mit dem Triathlonbike aka Zeitfahrrad aka mit Aero-Lenkern daherkam. Da mussten jene dann natürlich mit den Richtern beim Check-In streiten: warum – wieso – blabla – und es sei ja nieeee so gewesen – ungerechte Welt – ohne mein Tribike kann ich nicht fahren – oh Gott, ohne dieses Rad bin ich uncool – die Welt ist so ungerecht – bei einem normalen Rennrad brauche ich ja Stützräder – die Welt ist so ungerecht – so war es ja noch nie – fu***** Company Triathlon – ich will zu Mama!
Ja, ca. so kamen mir die Gespräche vor. Ich kann dazu nur sagen: Lesen hilft. Das Verbot der Tribikes und der Aero-Lenker wurde explizit und mehrmals ausgeschrieben. Zum Glück hab ich nur mein dünnes Bike (mit abmontiertem Aero-Lenker).
Eingecheckt, Richtung Schwimmstart gepilgert und dann fast erfroren. Es war so unfassbar kalt (Neo natürlich-as always-verboten. Wäre aber auch lächerlich bei 380 Metern im Wasser). So lange es ging, zögerte ich das Einschwimmen hinaus, irgendwann musste ich dann aber doch mal die Füße eintauchen. Es war so unfassbar kalt. Nach langem Herumgeeier schwamm ich dann ein und danach war ich wirklich fast erfroren. Die 3 Minuten bis zum Start meiner Welle fühlten sich wie 3 Stunden im Eisschrank an. Ein Bekannter wollte mit mir eine kleine Konversation führen, ich war jedoch kaum im der Lage zu antworten, too busy mit Zittern (auch mein Unterkiefer) und Multitasken war einfach nicht drin.

Endlich Start – echt brav geschwommen und auch im Anschluss echt brav Rad gefahren (also für meine Verhältnisse ist ein Schnitt von 32 km/h echt brav!). Ich hatte eine gute Gruppe erwischt, in der man sich an der Spitze gut abwechselte, den Windschatten echt nutzen konnte und vor allem entspannte Leute. Beim zweiten Wechsel war ich so schnell, dass ich ohne meine Radgruppe raus auf die Laufstecke kam. Die Laufstrecke… wenn ich sie mal gefunden hätte! Also zunächst gab es schon einen Pfeil, dem brav gefolgt wurde. Doch dann sah ich nur noch Leute. Ich mag super motivierte Zuschauer, die einen anfeuern. Ich finde das schon sehr geil. Doch wenn ich die Laufstecke nicht mehr sehen kann, weil da eine Wand von Menschen vor mir auftaucht, verwirrt mich das. Ich schiebe es gerne auf die Haarfarbe, es liegt aber viel mehr an diesem Tunnel, in dem ich mich vor allem beim Laufen befinde. Da höre ich nur bedingt, da sehe ich nur die Strecke und da bin im Kampfmodus. Aber wo war die Strecke? Der Weg gabelte sich – und überall nur (zuschauende) Menschen. Ich schaute mich um, konnte mich an nichts orientieren. Also die verzweifelte Frage „Ey Leute, wo is‘n die Strecke? Wo geht’s denn weiter?“.
Dann folgten super Anweisungen, die mich definitiv eine Minute gekostet haben: „He, du bist da falsch, du musst zurück!“ – „Na, dorthin!“ – „Warte, nein, du musst doch nach hinten!“ – „Deine Startnummer ist zu niedrig!“ (Das war übrigens mein absoluter Favourite! DEINE STARTNUMMER IST ZU NIEDRIG! … als würde -4 draufstehen.) „Warte, Staffel ist doch da unten!?“
Meine verzweifelte und gequälte Antwort „WTF! Guys, i bin nit von der Staffel!!! Wo geht’s weiter????“

Wie aus dem Nichts tauchte dann aber eine der Damen von meiner Radgruppe auf, nahm mich bei der Hand und zerrte mich mit auf den LINKEN der beiden Wege. Leute, jetzt im Ernst: ihr hättet nur „LINKS“ sagen müssen!!! Unfassbar! Ich bin der Dame im schwarz-pinken Trisuit bis heute für ihre Selbstlosigkeit, nämlich Blondie auf den rechten (und doch linken) Weg zu bringen, sehr dankbar. Sehr sportsmanlike. Lag bestimmt am sehr schönen Trisuit.
Danach wurde natürlich gekämpft bis zum letzten Meter. Irgendwie musste ich den „Lost“-Moment ja wettmachen. (Den sehe ich übrigens nur bedingt als eigenen, selbst produzierten Fail, ein Pfeil am Boden oder eine bessere Absprerrung für die Zuschauer hätten ihn ja verhindert. Egal.) Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich die sehr starke junge Dame, der ich die letzten 3 Kilometer nachgelaufen war, doch noch einhole. Generell dachte ich mir: das wird nix mehr, die schaffst du nicht. Dann dachte ich mir aber wieder „Alter, Rocky? Hallooo???!!! It ain’t over till it’s over … und vielleicht wird ihr ja schlecht und sie wird langsamer?!“. Sie wurde nicht langsamer. Aber ich schneller. Kampfsau-Mode on. Am Ende war es dann sogar die 4. Laufzeit bei den Damen, insgesamt Platz 8 von 35.

 

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Das dünne, aber reguläre Bike mit der zu NIEDRIGEN Startnummer …