Man glaubt immer, fit zu sein … bis man ins Trainingslager fährt.

Warum gab es denn so lange keinen Eintrag mehr? Hatte sie keinen Bock? Brach der Server aufgrund der unzähligen Zugriffe zusammen? Karriereende (again!)?
Nope.

Das erste Trainingslager hinterließ nun mal Spuren. Wohlgemerkt das erste Camp im Triathlon, denn die Zahl an absolvierten Eishockey-Trainingslagern ist hoch. Zum Glück, denn die dort antrainierte Leidensfähigkeit hilft. Sie half – jeden Tag – bei jedem Training – an jedem Morgen.

Da war man nun in Italien, mit Bike und nur einer Reisetasche, was ich für eine Frau hinsichtlich der Pack-Performance unfassbar stark fand. Aber man wusste ja, was reingehört, was essentiell ist. So viel würde sich diese Tasche ja nicht von jener für ein Eishockey-Trainingslager unterscheiden. Dachte ich.
Merke: im Eishockey (Nationalteam) hat man einen Zeugwart, einen Masseur oder ähnliches und einen guten Geist. Hier … nicht. Folglich: überlege besser, was am Bike und an dir kaputt gehen könnte und nimm das entsprechende Zeug mit, du Pfeife.
So weit so gut.
Viele Gleichgesinnte waren am Start, obwohl sich mein Erfahrungsschatz im Vergleich als mehr als begrenzt herausstellte. Die erste Ausfahrt verlief mal lustig und sehr ernüchternd. In der Gruppe war ich bisher zweimal gefahren, jedoch als sehr passiver Gast. Aber so war es mir nicht fremd, im Rudel auszufahren – das Tempo jedoch schon. Ich dachte, ich werde sterben (was man sich natürlich NIEMALS anmerken lassen darf!). Zugegeben: am Bike bin ich wahrlich kein Held und neige sehr zum Chillen oder wie man hier so schön sagt „zum Obezahn („Runterziehen“ für die Freunde der Hochsprache)“. Sinnvollerweise gestaltet sich mein Triathlon-Training ja so: 3-4x in der Woche laufen, 2x schwimmen und ach verdammt, dann eben 1x aufs Bike (aber nur, wenn das Wetter echt schön ist). Eine sehr kluge Aufteilung, wenn man bedenkt, dass man im Triathlon die meiste Zeit am Bike verbringt (entsprechend überragend meine Performance auf zwei Rädern). Aber genau darum war ich im Camp – das musste sich ändern, wenn man besser werden will.
Nach der ersten Ausfahrt wollte ich weg. Es war mir schleierhaft, wie ich dieses Tempo und das Training generell überleben sollte. War ich also doch nicht so fit wie angenommen? War dieses Vorhaben nach der langen Pause und Reha doch noch zu viel? Gehörte ich hier überhaupt her?
Diese Situation kannte ich aber schon: Nationalteam-Camp | Tag 1 und man ist der Honk in der 4. Linie, der sich durchbeißen und 150% geben muss, um das Tempo der anderen mitgehen zu können.
Es wurde also weitergemacht.
Das Equipment gab jedoch schon vor der 2. Ausfahrt auf – Mantel und Schlauch aufgerissen. Diese Dinge passieren eben, wenn man mit 50 km/h Autos auf Straßen mit Speed Bumps überholt … oder wie im meinem Fall, wenn man das Rad aus dem Hotelzimmer schiebt (musste wohl ein gefährlicher Bodenbelag gewesen sein. Ich hab bis heute keine Ahnung, wie es zu diesem Schaden kam.).
Hier hatte ich wieder den Vorteil der sehr, sehr netten und super ausgerüsteten Kollegen – die hatten ALLES dabei (auch ein komplettes Ersatzlaufrad), so dass die Ausfahrt dennoch und ohne Verzögerung stattfinden konnte.

Ich werde im Weiteren aber nicht auf jeden einzelnen Tag im Trainingslager eingehen, weil jetzt im Ernst: who cares, wann man aufgestanden war, auf Klo musste oder dem Kotzen näher war als dem Rad des Vordermannes (oder einer Schokotorte … mein Gott, wollte ich oft eine Schokotorte)?

Generell kann zum Trainingslager festgehalten werden: meine Gehfäden fahren sehr gerne Berge rauf, mein Hirn fährt die Berge jedoch nicht gerne runter (da spielen sich einfach immer diese „Tussi zerlegt es mit 50 km/h und sie stürzt mit Bike die Böschung des Berges hinunter – Reha – Rollstuhl – komm lass“-Szenarien im Kopf ab und von Krankenhäusern/Reha hab ich mal bis auf weiteres genug) und in der Ebene müssen sowohl Gehfäden (TRETEN!!!) als auch Hirn (GEHFÄDEN – HÖRT JA NICHT AUF ZU TRETEN!!!) am Anschlag arbeiten. Aber es geht. An den „trainingsfreien“ Tagen gab es Schwimmtraining (auch da war ich kein Held … aber der Pull Buoy war rosa … also alles gut) und Laufeinheiten (jaaaaa … das kann ich … awesome!!! Am Strand … yeeey!)
Fast 600 km – fast 5000 Höhenmeter – fast 30 Stunden Training gesamt – Gute Nacht.

 

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